Eine Küchenreportage mit Komplikationen auf der Zielgeraden

Schrapnella schrubb schneller

Eine Küchenreportage mit Komplikationen auf der Zielgeraden


Wie jedes Jahr veranstalteten wir auch in diesem Jahr wieder unsere Waldweihnacht.

Mit der Waldweihnacht endet auch traditionell unser Pfadfinderjahr. Es war für uns ein Jahr voller Anstrengungen, großer Aufgaben, Wechsel und Neubestimmungen, Investitionen und natürlich auch ganz viel Spaß.

Die Waldweihnacht rundete dieses Jahr genauso ab, wie es auch gelaufen ist - turbulent.

Aber da ich auf der diesjährigen Waldweihnacht zum zweiten Mal die Küche gemacht habe - dieses Mal mit Lars und Jan zusammen - habe ich von dem eigentlichen Lager leider nicht allzuviel mitbekommen. Da ich nicht gerade für eine simple „Nudeln-mit-Tomatensoße-Küche“ bekannt bin, erkundigte ich mich im Voraus bei Marieke und Jorit, die die Lagerleitung übernommen und das Haus ausgesucht hatten, wie es um die Küche bestellt war.

In der Infomappe, die sie vom Haus zur Veranschaulichung der Ausstattung geschickt bekommen hatten, stand: „voll ausgestattete Großküche mit allem was dazugehört + Friteuse“.

Jackpot! Es war also möglich, die Kunst des Kochens unter experimenteller Vielfalt mit dem passenden Gerät anzupacken und die Pfadfinder-Michelin-Sterne einzuheimsen. Dachte ich …

Ich setzte mich also mit Jan und Lars zusammen und wir kreierten gedanklich schon einmal einige Menüs für dieses Lager. Da es diese Friteuse gab, musste natürlich auch etwas frittiert werden.

In diesem Jahr wollten wir einmal nicht sämtliche Supermarktregale leer kaufen und hatten keine Lust auf Streit mit anderen Kunden, warum wir jetzt unbedingt 41kg Brot aus der Aldi-Backecke bräuchten. Daher entschieden wir uns dafür, eine Metrokarte zu besorgen. Das war jedoch einfacher gesagt als getan. Als es dann am 27.12 morgens, nach einer kurzen Nacht voller Vorbereitungen, zum Einkaufen ging. Wir hatten es gerade so geschafft, uns eine Metrokarte zu organisieren. Bei Metro angekommen standen wir vor dem vermeintlichen Eingang und versuchten mit 50 Cent Stücken einen Einkaufswagen von der Kette zu bekommen. Dies erwies sich jedoch schwerer als gedacht. Aus bislang ungeklärter Ursache passte das Geldstück einfach nicht in das dafür vorgesehene Loch.

Nach etwa zehnminütigem Rumgeprockel entschieden wir uns eine Person zu fragen, die aus dem vermeintlichen Eingang kam. Diese erklärte uns, dass dieser Eingang samt Einkaufswagen leider nur für Silber und Goldkunden vorbehalten sei und da wir bisher noch nicht für 32.000 € eingekauft haben, mussten wir den Eingang um die Ecke benutzen.

Nachdem wir diesen gefunden und die Technikabteilung passiert hatten, standen wir vor den „Supermarktregalen“. Wer noch nie bei Metro eingekauft hat, kann sich den Laden wie ein Baumarkt für Essen vorstellen.

Als wir uns mit Hilfe der Mitarbeiter rudimentär orientiert hatten, fingen wir an unsere drei Seiten Einkaufsliste abzuarbeiten. Wir stellen fest, dass auch Metro nicht in der Lage ist 41kg Brot jederzeit bereitzuhalten.

Nachdem alles zusammengesucht war und wir schon vor der Kasse den Preis ausgerechnet hatten, um keine bösen Überraschungen zu erleben, stellten wir an der Kasse fest, dass es offensichtlich ein paar kleine Komplikationen im Verständnis der Preisschilder gegeben haben muss. Speziell in der Käseabteilung kann es sich nur um einen Kilopreis und nicht um den Gesamtpreis gehandelt haben, der sich bei einem 15 kg Käseblock doch erheblich unterscheidet. Schade, Budget gesprengt, das Ausrechnen hätten wir uns auch sparen können und zu spät dran, um zum Turm zu kommen. Nachdem wir den Großeinkauf in den dann überladenen PKW-Anhänger verstaut hatten, ging es ohne Bremslicht, das sich leider in der Zwischenzeit verabschiedet hatte, in Richtung Findorff. Die Zeit drängte. Als wir in Findorff ankamen, hatten mich die bis dahin auftretenden Ereignisse schon gut geladen. Christina, die wie gewohnt „piano“ auftritt, begrüßte mich mit den Worten: „ Ich weiß genau das du scheiß Laune hast, aber kannst du die Uhr nicht lesen?! Wir stehen seit einer halben Stunde in der Kälte!“. Meine Gegenreaktion machte die Stimmung nicht gerade besser. Nachdem das neue Zusatzgepäck im wie erwähnt bereits überladenen Anhänger verstaut war, ging es zu Marieke. Als wir diese mit Freundin und Gepäck eingeladen hatten, hatten wir unser endgültiges Gewicht erreicht und der Anhänger war dem Ende nah.

Mit einer halben Stunde Verspätung starteten wir, den Kindern hinterher, die mit dem Zug gefahren waren, in Richtung Nordsee.

Von den Rückbänken tönte die von Christina geführte Diskussion, die wiederum von Jorit für Mariekes holländische Freundin ins Englische übersetzt wurde, warum und wie lange ich „grumpy cat“ bleiben würde. Ob ich „grumpy cat“ bin, schien aber nicht zur Diskussion zu stehen.

Nachdem wir 1,5 Stunden mit 80 km/h über die Landstraße geschlichen waren, erreichten wir unsere Unterkunft.

Uns erwartete schon der Hausmeister, der direkt startete, um uns das Haus vorzustellen.

Die Tour begann in der Küche, die auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Jugendhaus Großküche aussah, das Inventar aus den 80ziger Jahren,  mäßig gepflegt und zusammengewürfelt aus all dem, was bei eBay Kleinanzeigen mal wieder wie ein Schnapper aussah. Als ich anfing den Hausmeister über einige Details in Bedienung und Handhabung der Geräte auszufragen, schien ich eine andere Sprache zu sprechen. Er sagte nur etwas von, er habe davon eigentlich auch keine Ahnung, aber das sei eigentlich alles selbsterklärend. Ich entschied mich dafür, die Gruppe um den Hausmeister, Marieke und Jorit ziehen zu lassen und widmete mich mit meinen Mitstreitern wieder der Küche.

Als ich beginnen wollte die Kühlschränke einzuräumen, die sich außerhalb der Küche befanden, flog mir leider direkt die Dichtung entgegen. Aber was soll’s, ein Kühlschrank mehr oder weniger… Es gab ja noch fünf weitere.

Nachdem wir mit dem Verstauen fertig waren, kamen auch schon die Kinder an und wir hingen leider mit den Vorbereitungen für das Mittagessen weit zurück. Die Situation verschärfte sich weiterhin mit der erfolglosen Suche nach einer Schneidemaschine für unseren Fehlkauf aus der Käseabteilung. Da unsere vollausgestattete Küche, wie sich herausstellte, leider über keine solche Maschine verfügte, suchte ich alles nach einem Käsehobel ab. Ich fand zwar allerlei Hinterlassenschaften aber keinen Käsehobel.

Meine „grumpy cat“-Laune finalisierte sich langsam aber sicher. Wir schnitten also unseren 15kg Fehlkauf mit einem Taschenmesser an, da diese, ich erwähne es gerne noch einmal, vollausgestattete Küche auch über kein einziges scharfes Messer verfügte.

So gab es eher Brot zum Käse als Käse zum Brot, aber das war den Kindern glaube ich weitestgehend egal.

Nach dem Essen ging es für uns als Küche direkt weiter an die Vorbereitungen für das Abendessen. Es sollte eine Nudelpfanne mit angedünsteten Möhren an Petersiliensahnesoße und Hähnchen geben. An und für sich nicht das Schwerste, allerdings nur wenn man die Rechnung ohne diese Küche macht. Wir begannen Wasser für die Nudeln in einem sogenannten „Dampfdruckkessel“ aufzusetzen. Anfangs lief alles gut, bis uns der eigentlich selbsterklärende eBay-Schnapperkessel um die Ohren flog. Aus einem oberen Ventil des Kessels schoss unter Druck, Dampf heraus, der binnen Sekunden die gesamten drei Quadratmeter der Küche unter dichtem Nebel setzte. Ich schaltete den Kessel ab und rief den Hausmeister an. Als ich ihn fragte, ob das bei diesem Kessel normal sei, antwortete er nur, dass er davon noch nie etwas gehört hätte. Er sagte mir, er würde innerhalb der nächsten halben Stunde vorbei kommen. Das bedeutete nun eine weitere Zwangspause, welche uns im Zeitplan weiter zurück fallen ließ. Als der Hausmeister dann eingetroffen war, führte ich, auf dem Höhepunkt meiner schlechten Laune, ihm das Problem vor. Er schaute es sich an und ging dann zu einem Schrank um die Bedienungsanleitung zu studieren. Als es auch nach dem vielen weiteren Versuchen den Kessel nach Plan der Bedienungsanleitung anzuschmeißen, scheiterte, tat er mir mittlerweile leid, da er offensichtlich noch weniger Ahnung von dem Objekt hatte als ich und es mir offensichtlich anzusehen war, dass ich mit seiner Hilfe nicht zufrieden war.

Wir entschieden uns letztlich dazu, den Kessel einfach auszulassen und mit normalen Kochtöpfen weiter zu kochen, da wir ansonsten das Ziel, heute Abend noch essen zu können, niemals erreichen würden.

Womit wir direkt vor dem nächsten Problem standen, es gab leider keine Töpfe in die ausreichend Wasser gepasst hätte, um 5 kg Nudeln in einem Rutsch kochen zu können. Wir machten uns also daran, Nudeln in vier unterschiedlichen Töpfen zu kochen. Die Küche war mittlerweile enger geworden, da die Kinder für den Küchendienst eingetroffen waren, um das Gemüse zu schnippeln.

Es ging voran und es gelang uns, mit nur einer halben Stunde Verspätung, alle Kinder satt zu bekommen.

Um für den nächsten Morgen käsetechnisch besser gerüstet zu sein, versuchte ich mich beim Marktkauf im Nachbardorf mit zwei Käsehobeln zu bewaffnen.

Am nächsten Morgen begannen wir früh mit den Vorbereitungen für das Frühstück. Als wir nun den Käse in mundgerechte Stück zu hobeln versuchten, setzte ich den, vom Marktleiter als gut beworbenen, Käsehobel an und der Metalldraht riss prompt. Als Lars dasselbe mit dem anderen Hobel wiederholte, wiederholte sich auch das Szenario. Es gab also wieder Käse in Brotscheibendicke. Frühstück und Mittagessen verliefen aber ansonsten weitestgehend problemlos. Allerdings machten jetzt übermütige Kinder Schwierigkeiten, die ihre Fähigkeiten beim Trampolinspringen überschätzt hatten. Ich fuhr also erst Marie ins Krankenhaus. Als ich von dort zurückkehrte, hatte Maurice genau dasselbe fabriziert und ich fuhr daher ein zweites Mal zur gleichen Destination. Marie wieder abholen und Maurice hinbringen. Gegen vier Uhr starteten wir die Vorbereitungen für das Abendessen. Es sollte zum ersten Mal frittiert werden, Langos mit Sauerrahmdipp, türkischen Tomatensalat und Speck standen für diesen Abend auf dem Speiseplan. Als wir den Teig ansetzten, schnitten draußen parallel die Kinder die Zutaten für den Salat. Ich hatte die Fantasie von Kindern offenbar unterschätzt, was alles mit Chilischoten angestellt werden kann, denn kurz darauf kamen Luzie und Bruno nach Luft japsend in die Küche gerannt, um Milch zu trinken. Die beiden hatten anscheinend mit ein paar weiteren Experimentierfreudigen ausprobiert, wie scharf rote Chilischoten wirklich sind. Zur gleichen Zeit startete Arssam während des Knetens seinen Woogiedance, der von Luzie fröhlich aufgenommen wurde, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie zuerst Milch trinken und dann lachen kann oder beides zur selben Zeit möglich sei. Das Ergebnis war verblüffend.

Um die daraus resultierenden Hinterlassenschaften vom Boden wieder zu beseitigen, rief ich aus voller Kehle in den Essensraum hinein: „ Reinigungskraft in die Küche!“. Meine Anfrage wurde durch den lauten schrei von Christina erwidert, die mit den Worten: „ Schrapnella ist da!“, die Küche betrat und sich gleich ans Werk machte. Lars verlieh dem Ganzen ein wenig mehr Ausdruck als er auf dem Wasser, welches Anders vorher durch das unsachgemäße Benutzen eines vollen Topfes ausgekippt hatte, ausrutschte und Christina zurief: „Schrabnella, schrubb schneller!“. Die Stimmung war ausgelassen und wurde durch eine darauffolgende Mehlschlacht zwischen Anders, Luzie und Christina abgerundet. Wir bekamen das Essen mit nur leichter Verspätung an die Ausgabestelle und ich pries es unter tosendem Applaus der hungrigen Masse an. Währenddessen frittierten Lars und Christina in der Küche weiter und beschlossen aus dem übrigen Langosteig noch Schmalzkuchen zu machen.

Wir putzten bis spät in die Nacht. Christina befürchtete, dass sie eventuell wieder in eine Verhaltensphase vom letzten Muwo zurück fallen könnte, bei dem ich mit ihr die Küche übernommen hatte. Dort kam es, aufgrund von erhöhtem Schlafmangel, zu Begegnungen mit fiktiven Zeichentrickfiguren beim Putzen von großen Töpfen. Glücklicherweise verpassten wir diese Phase knapp und waren gegen halb eins morgens fertig mit putzen. Noch kurz mit der Älterenschaft gequatscht und dann gingen wir um zwei Uhr ins Bett.

Am nächsten Morgen ereilte uns ein Dejavu, nur dass wir dieses Mal bereits um 11 Uhr mit den Vorbereitungen für das Abendessen begonnen hatten. Es sollte ein Drei-Gänge-Menü geben, bestehend aus Blätterteigtaschen mit Feta-Spinatfüllung als Vorspeise, vegetarischen Maultaschen als Hauptspeise und selbstgemachtem Vanille-Minz-Eis zum Nachtisch. Wir starteten aber erstmal mit ein paar Kindern, um den Schmalzkuchenteig für den bunten Abend zu bereiten.

Das erwies sich komplizierter als gedacht, da uns leider beim finalen Touch up des Teiges das Mehl ausging, so dass Christina noch einmal in den Supermarkt musste. Da wir dem Nudelteig, welchen wir zuvor schon fertigstellten, blau eingefärbt hatten, entschieden wir uns bei einem Teil des Schmalzkuchen ebenfalls dafür. Kurz darauf war der Teig fertig und wir konnten uns den Vorbereitungen des Abendessens widmen.

Ich versuchte ein weiteres Mal, den Dampfdruckkessel anzuschmeißen. Diesmal allerdings von Beginn an streng nach Bedienungsanleitung. Die ersten 10 Minuten liefen gut, bis uns das Ding dann zum zweiten Mal um die Ohren flog. Ich sparte es mir, den Hausmeister anzurufen, sondern schaltete den Kessel einfach ab und kochte, das noch im Kessel vorhandene Gemüse, mit der Restwärme weiter. Allgemein lief ab diesem Zeitpunkt bis zum endgültigen Essen so gut wie alles schief. Die Vorspeise war leider, da wir in sämtlichen Märkten keinen Frühlingsrollenteig auffinden konnten und ersatzweise Blätterteig nahmen, viel zu mächtig geworden.

Kurz nach dem Servieren der Vorspeise und der Erkenntnis, dass ich mich mal wieder völlig verkalkuliert hatte, verzog ich mich erst einmal auf mein Zimmer. Meine Motivation, heute noch irgendetwas zu machen, tendierte gegen Null. Jan, Lars und Christina widmeten sich in dieser Zeit, in der ich meine Küchendepression durchlebte, den blau eingefärbten Maultaschen. Ich begab mich wieder in die Küche. Die aufgekommene Idee, die Maultaschen während des bunten Abends zum Nebenbei naschen hinzustellen, erwies sich jedoch als problematisch. Ich hatte das Zusammenspiel aus blauer Farbe und Nudelkonsistenz in Kombination mit Kinderassoziationen nicht bedacht. Dies wurde mir schlagartig bewusst als ich von einem unserer Gastkinder gefragt wurde, warum wir Quallen gekocht hätten?!  Über das Erscheinungsbild konnte auch der Geschmack nicht hinweg täuschen. Es war aber vermeintliche Besserung im Anmarsch.

Wir wollten die Friteuse für die Schmalzkuchen nutzen. Diese benutzten wir zum ersten Mal, da wir die Langos von gestrigen Tag in Töpfen frittiert hatten.

Als ich den 10l Kanister Öl zum Befüllen der Friteuse ansetzte, wunderte ich mich zunächst, warum die Füllstandsanzeige nicht stieg. Nachdem ich fast 5l in dem Ding versenkt hatte, bemerkte ich unter wütendem Gemotze, dass offensichtlich unser Vornutzer den Abfluss offen gelassen hatte. Die halbe Küche war nun mit Öl geflutet. Schrapnella rückte erneut an, samt Crew, um zu retten, was noch zu retten war. Die übrigen 5l, die noch im Kanister waren, reichten eben noch aus, um eine weitere Friteuse zu füllen. Als ich diese Einzelne einschaltete, stieg von der leeren Fritteuse Rauch auf. Unsere vollausgestattete Küche verfügte also auch nur bedingt über eine Friteuse. Wir nahmen abermals Töpfe, um die Schmalzkuchen an diesem Abend noch fertig zu bekommen.

In der Küche entstand eine Art Spiel. Luis der den Teig in Schmalzkuchenstücke schneiden sollte, verstand dies als Aufgabe eines Pizzabäckers und imitierte einen begabten italienischen Meisterkoch für belegtes Fladenbrot nach neapolitanischer Art. Lars unser Friteusjé stieg direkt drauf ein, sodass die Küchensprache durch jedes, auch nur im Ansatz, italienisch klingende Wort ersetzt wurde. Luis muss sich in meiner geistigen Abwesenheit in den, mittlerweile leeren, Mehlsack gesetzt haben. Auf jeden Fall war er über und über mit Mehl bestäubt.

Es gelang uns, noch vor dem Ende des bunten Abends, zu servieren.

Die Küche sah aus wie Sau, aber keiner von uns hatte jetzt noch Bock aufzuräumen. Als wir später im Bett lagen, bestätigte sich mal wieder die weit verbreitete Annahme, dass keiner schlafen kann bis Schrapnella schläft.

Sie hielt mal wieder alle wach. Wir, die mit diesem Problem schon etwas Erfahrung haben, ignorierten sie. So eliminierte sich das Problem meistens am schnellsten von selbst. Dieses mal leider nicht, da sie auf die grandiose Idee kam, darüber zu lamentieren, ob sie jetzt die Küche aufräumen möchte und wenn ja, wer ihr dabei helfen könnte. Ich schlief leider in unmittelbarer Nähe zu ihr, weswegen auch ich in die engere Auswahl zum Helfen kam. Irgendwann schnarchte dann aber auch Christina, was für alle anderen ein wenig Schlaf bedeutete. Am nächsten Morgen, die Küche war noch nicht aufgeräumt, schmissen wir alles auf den Tisch, was noch übrig geblieben war. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir den Dreck vom Altmetall der Küche getrennt hatten. Aber auch das war irgendwann geschafft, dass Haus abgenommen und die Kinder weg.

Nun, nachdem alles eingepackt war, saßen wir wieder zu sechst im Auto nach Bremen. Wir verließen das Gelände und wollten noch mal eben schnell die Käsehobel beim Marktkauf zurückgeben. Gnädigerweise bekam ich von der Rückbank die Erlaubnis, mich 10 Minuten über die Küche aufregen zu dürfen. Ich nutzte diese Gelegenheit nicht, die Zeit hätte so oder so nicht ausgereicht. Die Navigation für den Rückweg erschwerte sich allerdings etwas, da sich die Rückbank nicht sicher war, ob man an der folgenden Kreuzung geradeaus, rechts oder links fahren sollte. Ich entschied mich für die falsche Richtung, nutzte dieses Missgeschick aber direkt aus, um zur Tankstelle zu gelangen und den Reifendruck wieder mit dem Zuladegewicht ins Gleichgewicht zu bringen.

Als wir dann endlich vor Marktkauf standen, ging Christina frohen Mutes, bewaffnet mit zwei Käseschneidern, ins Geschäft und kam nicht mehr wieder. Als ihr Marieke eine halbe Stunde später folgte, um Christina bei der Auswahl der Fressalien für die Rückfahrt zu helfen, kehrten beide erst eine weitere halbe Stunde nach Mariekes Verschwinden zurück. Christina hatte sich mal wieder mit jemandem angelegt und den Marktleiter rund gemacht, was die für einen Schrott verkaufen würden. Als dann alle abfahrbereit waren, streikte leider unser Navigationsgerät, weswegen Lars als mein Beifahrer diese Aufgabe übernehmen sollte. Leider hat Lars bei Autofahrten die etwas lästige Angewohnheit direkt einzuschlafen. Fünf Minuten später lag Lars schnaufend mit der Nase auf dem Knopf des elektrischen Fensteröffner und fuhr die Scheibe runter. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, diese schleunigst wieder hoch zu fahren, bekam ich die Antwort: „Beim Kreisel dritte Ausfahrt nehmen und dann auf die Autobahn.“. Es dauerte einige Sekunden bis er sich wieder sortiert hatte und verstand, was ich wirklich von ihm wollte. Er drückte sich ab sofort die Nase auf dem Armaturenbrett flach. Als wir auf die Autobahn fuhren, höre ich für mich allein Musik, denn meine DJ Truppe auf den Rückbänken schlief mehr oder weniger fotogen auf- und nebeneinander.

Vier Stunden später war alles wieder ausgepackt, der Anhänger zurückgegeben und die Silvestervorbereitungen liefen auf Hochtouren. Schlafen macht man ja bekanntlich in der Schule.

 

Frohes neues Jahr und Gut Pfad,

 

Lucca

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Kommentare: 2
  • #1

    * (Mittwoch, 11 Januar 2017 21:49)

    Obwohl so viel schief gelaufen ist, war es super und es war eine Freude diese amüsante Auslegung der Ereignisse zu lesen, grumpy cat.

  • #2

    Jens (Freitag, 13 Januar 2017 07:48)

    Ein wunderbarer Bericht. Ich habe mich herrlich amüsiert und zurückversetzt gefühlt. Super. Pflegt Eure grumpy cat gut - sie ist verdammt viel Wert. ;-)