Pfingstlager 2017

Alle unter einem Dach

Pfingsten im Lutherjahr – für unseren Gau war dies die Gelegenheit, ein Lager mit neuen Ideen zu veranstalten. Das Experiment, das das Lager am meisten geprägt hat, bestand darin, dass als Schlafzelte nur Kothen erlaubt waren – dafür sollte ein großes Versammlungszelt allen offen stehen.

 

Um dieses Zelt aufzubauen, trafen wir uns eine Woche vor Lagerbeginn, direkt im Anschluss an den Kirchentag. Zeltbahnen mussten geschleppt und Holz aus dem Wald getragen werden, Pflöcke wurden gespitzt und Seile zugeschnitten. In stets unterschiedlicher Zusammensetzung trafen wir uns also auf dem Lagerplatz, um unter Anleitung von Lucca und unter Beobachtung von Claas' Lehrer (er hatte sich extra von der Schule beurlauben lassen) zu knüpfen, zu bohren, abzuspannen und hochzuziehen, bis schließlich das Zelt stand.

 

Wer nicht beim Aufbau involviert war, hajkte von Freitag auf Samstag und erreichte einen bereits vorbereiteten Lagerplatz.

 

Der Samstag begann sehr entspannt: Nach einer allgemeinen Badeeinheit in der Wümme, begann das Ständeprogramm für Jungpfadfinder, Knappen und den Rest. Die Jungpfadfinder errichteten zwei Lagerbauten zu den Themen 'Luther' und 'Reformation', während die Knappen interessante Geschichten verfassten.

 

Beim angehenden Späher/Späher/Kreuzpfadfinderprogramm diskutierten wir über diverse Lebensfragen, die Anna uns vortrug. Bei einer der Fragen landeten wir irgendwie dabei, furchtbare Beerdigungen und deprimierende Tode im Krankenhaus auszudiskutieren. Sie lautete: 'Was ist das Schönste am Leben?' - da soll noch einer sagen, unsere Älterenschaft wäre optimistisch...

 

Nachdem das Ständeprogramm gemütlich ausgeklungen war, war inzwischen auch die letzte Hajkgruppe angekommen. Offenbar ist die Anreise mit Kanu über die Wümme nicht ganz so praktisch, wie man meinen könnte. Auch waren schon die ersten Opfer zu betrauern. Jan hatte sich den rechten Arm gebrochen und musste medizinisch versorgt werden.

 

Nach einem kurzen Lageranfang gab es zum Abendessen Döner – ein Gericht, das nicht ganz so einfach zu essen ist, wie man meinen könnte. Zumindest hatte ich mehr Belag auf dem Wanderschuh, als in meinem Fladenbrot. Vielleicht sollte ich mehr üben...

 

Nach dem Abendbrot ging es direkt weiter mit dem Krimiabend. In drei spannenden Fällen musste ermittelt werden: Der Schatzmeister der Ablassprediger war von seiner schwangeren Geliebten mit einer Glasscherbe erstochen worden, der Vogt des Kurfürsten wurde in der Kirche ermordet und seine Leiche zerhackt in den Reliquienschreinen versteckt und die Äbtissin vergiftete ihren Ring, damit die Nonnen, die den Ring küssen mussten, dem Wahnsinn verfielen.

 

Zwar benahm sich Johanna in ihrer Rolle als Apothekerin so verdächtig, dass fast jeder sie für die Drahtzieherin hielt, doch ansonsten ermittelten die Detektive schnell die Hintergründe dieser mysteriösen Vorkommnisse im präreformatorischen Wittenberg.

 

Doch es reicht nicht ein guter Ermittler zu sein, man muss auch sich auch als Stratege und Kämpfer beweisen können. Shawna hatte zu diesem Zweck im mittlerweile dunklen Wald ein Nachtgeländespiel vorbereitet. Im schwachen Glimmen diverser Leuchtstäbe mussten wir die Fahnen der gegnerischen Mannschaften erbeuten. Leider zog ein Gewitter auf, das zum Abbruch des Spiels motivierte.

 

Der Sonntag begann regnerisch, aber dank der großen Lagerbaute konnten alle gemütlich im Trockenen sitzen und ein leckeres Sockenfrühstück einnehmen. Das heißt so, weil wir alle keine Schuhe anhatten. Es gab keine Strümpfe zu essen.

 

Als die Sonne inzwischen die Wiese getrocknet hatte, begann das Fußballturnier. Auf zwei Spielfeldern wurde nun um die Wette gekickt und da nur wenige diesen Sport auch nur ansatzweise beherrschten, hatten alle riesigen Spaß, zu versuchen, den Ball mit dem Fuß zu berühren und idealerweise in die richtige Richtung zu bugsieren.

 

Nach einem schlichten Mittagessen aus Brot, Aufschnitt und Gurken zum Knuspern, begann die offene Gildenzeit. Jeder durfte sich frei bewegen und zwischen Angeboten wie Batiken, Frühstücksbrettchen verzieren und Teetrinken hin und her bewegen.

 

Der Nachmittag wurde langsam zum Abend und ein Feuer, ein zweisausiges Nudelgericht, das nur außerhalb des Zeltes gegessen werden durfte und ein spontanes Abendprogramm erwartete uns. Marek verlangte, dass die Stammesführer ihm Klopapier bringen sollten. Da Hendrik jedoch als vorbildlicher Pfadfinder immer eine Rolle allzeit bereit hält, musste die Aufgabe konkretisiert werden: Gewonnen hat, wer als erstes eine Rolle Klopapier aus dem Dixi bringen konnte. Lucca sprang auf sein Fahrrad. Shawna sprang in das Versammlungszelt. Dann sprang Shawna mit ihrem Autoschlüssel wieder hervor und raste im Rückwärtsgang Lucca hinterher. Eine dramatische Verfolgungsjagd zwischen dem ältesten und dem zweitjüngsten Stamm unseres Gaues endete unter Jubel und Anfeuerungsrufen des Gaues mit einem verdienten Punkt für St. Ansgar.

 

Nachdem sich der Bunte Abend zu einer Singerunde entwickelt hatte, begannen die Aufnahmen, die zwar zeitlich versetzt waren, sich dennoch überschnitten.

 

Gemütlich klang das Pfila an den zwei Lagerfeuern in und vor dem Versammlungszelt mit Tee und Tschai aus.

 

Am Montag hieß es dann abbauen. Nach einem erbaulichen Gottesdienst, der nach einigem Hin- und Herüberlegen doch das Thema Versöhnung und nicht Buße hatte, wurden die Kothen und die Lagerbaute abgebaut.

 

Um Zeit zu sparen, wurde der Fahnenmast nicht von der Lagerleitung gefällt, sondern bereits abgebaut, sodass der Lagerabschluss im Kreis um einen Spaten stattfand und auf das traditionelle Axtwünschen verzichten musste.

 

Es dauerte dann noch etwa drei Stunden, bis die Großbaute komplett wieder abgebaut worden war. Vor allem die Masten hatten sich nämlich zu sehr das Lutherjahr zu eigen gemacht, ganz nach dem Motto: Hier stehe ich, ich kann nicht anders.

 

Und so endete ein schönes Lager in Fischerhude.

 

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