Der Kampf mit den Brombeeren
In einer Älterenrunde Anfang 2019 kamen wir zu dem Entschluss, dass wir uns als Stamm eine Parzelle zulegen möchten. Also guckten wir uns im Findorffer Umkreis um und wurden fündig: wir fanden eine Parzelle in der Nähe, die allerdings sehr teuer war und eine die ebenfalls in der Nähe war, aber seeeeehr zugewachsen war. Jedoch war diese Parzelle um einiges günstiger und die gesamte Einrichtung des Hauses und jegliche Gartengeräte und ein Rasenmäher waren im Preis mit inbegriffen. Also fiel unsere Wahl auf diese Parzelle. Unser Gedanke war es, innerhalb von so ca. 5 Wochen den gesamten Garten von den 4 Meter hohen Brombeeren zu befreien, die Erde umzugraben und neuen Rasen zu sähen. Als Unterstützung wollten wir uns einen Bagger und ganz viele Schubkarren ausleihen um möglichst schnell fertig zu werden. Aus diesen Überlegungen wurde aber nichts und so wurden aus geplanten 5 Wochen 1 1/2 Jahre bis wir die Parzelle angemessen nutzen konnten. Hätten wir das bloß früher gewusst... Ohne dieses Wissen machten wir uns also auf zu unserem ersten “Arbeitstag”.
Wir fuhren frohen Mutes zur Parzelle und wollten die Brombeeren zurück schneiden. Schon als wir dort ankamen, wussten wir, dies sollte kein leichtes Befangen werden. Die Brombeersträucher waren größer als wir selber und die Stämme hatten einen größeren Durchmesser als so manches Handgelenk. Die Arbeit war sehr anstrengend und langwierig, da man aufpassen musste, dass man nicht komplett von den Brombeeren zerkratzt wird. Am Ende des Tages kamen wir nicht so weit wie wir gehofft hatten, aber wir waren immer noch gut gelaunt und motiviert, da wir dachten, dass wir von einem Bagger Unterstützung kriegen würden. Wir beschlossen von nun an jedem Samstag und Sonntag uns auf der Parzelle zu treffen und dort zu arbeiten. Leider war die Arbeitsmoral und Motivation in unserem Stamm nicht so hoch wie erhofft, da die meisten keine Lust hatten, Sonntag morgens 4m hohe Brombeeren zurückzuschneiden und am gesamten Körper zerkratzt zu werden, und somit waren wir meistens nur zu dritt oder viert auf der Parzelle und unser Fortschritt war kaum merklich.
Wir fuhren jedes Wochenende aufs Neue zur Parzelle und probierten dort voran zu kommen. Wir waren gerade fröhlich am Arbeiten, als plötzlich die Gartenzange durchbrach und der Stiel eines Spatens ebenfalls. Dies sollten allerdings nicht die einzigen kaputten Werkzeuge sein, im Laufe der Monate sind fast alle Werkzeuge durchgebrochen, sodass kein Werkzeug, das von Anfang an dabei war, überlebte. Manche Harken, Beile und Schaufeln verloren wir auch einfach nur im Brombeerdickicht. Im Mai hatten wir die Brombeersträucher so weit zurück geschlagen, dass wir das volle Ausmaß des Grundstücks erkennen konnten, es war größer als gedacht und wir machten einige interessante Funde. Wir fanden einige Bäume die man vor lauter Brombeeren vorher nicht gesehen hat, eine Sandkiste, einen Spielzeugtraktor, ein Straßenschild und einen Komposthaufen. Dieser Komposthaufen sollte uns jedoch zum Verhängnis werden... Der Komposthaufen war schon sehr in die Jahre gekommen und wir beschlossen, dass wir in nicht mehr brauchen würden und ihn deswegen abrissen. Wir sammelten also die ganzen Holzbretter auf einem Stapel mit den ganzen angeschnittenen Brombeeren und fingen an, den Komposthaufen selber auszugraben. Wir stießen auf einige merkwürdige, weiße Steinplatten und waren sehr verwundert. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass dies Asbestplatten waren und wir brachen unsere Arbeit sofort ab und ließen die Platten professionell entfernen.
Nachdem unser Asbestproblem gelöst war, konnten wir wie gewohnt weiterarbeiten, nur jetzt mit einigen Wochen Verzögerung. Mittlerweile war fast der gesamte Boden von Brombeeren befreit, aber da wir die Wurzeln ausgraben mussten war der Boden von Löchern übersäht und die Umknickgefahr war sehr hoch. Das Wetter wurde besser und die Arbeit angenehmer, aber trotzdem waren im Durchschnitt nur vier Menschen auf der Parzelle aktiv. Um uns die Arbeit zu erleichtern grillten wir des Öfteren, hörten viel Musik und führten interessante Gespräche. Es gab Tage an denen kamen wir fast gar nicht voran und die waren sehr deprimierend, aber es gab auch Tage da machten wir mehr Fortschritt als in den letzten Wochen, weil wir mehrere Bäume auf einmal fällten und die gesamten Wurzeln ausgruben.
Wir stapelten die angeschnittenen Bäume und die angeschnittenen Brombeeren auf einem Haufen. Ein Fehler, wie wir im Nachhinein bemerkten... Zwischendurch probierten wir diesen Haufen mit Anhängern abholen und zum Recyclinghof zu fahren. Dies funktionierte so mittelmäßig, da die Äste zu lang waren und der Anhänger zu klein. Schlussendlich blieb der Haufen relativ gleich groß und wir genossen unsere Sommerferien ohne auch nur einen Gedanken an die Parzelle zu denken. Nach sechs Wochen Pause machten wir uns auf zur Parzelle und dort erwartete uns das Grauen: das warme Klima und die Sommergewitter haben den Brombeeren zum wachsen verholfen. Der gesamte Boden waren wieder von kleinen Brombeersträuchern übersäht und die eben erwähnten Altholzhaufen waren komplett zugewachsen. Dies bedeutete unser ganzer Fortschritt war zunichte gemacht worden und wir können wieder bei null anfangen. Mittlerweile haben wir die Hoffnung auf einen Bagger aufgegeben und wir hatten uns mit dem Gedanken abgefunden, dass wir alles an Brombeeren und Unkraut per Hand entfernen mussten. Und so ging es wieder von vorne los: jeden Samstag und Sonntag mit ein paar wenigen Personen zur Parzelle fahren, Brombeeren abschneiden und Wurzeln ausgraben, alles auf einen Haufen tun und diesen mit Anhängern wegfahren. Unsere Motivation war tiefer denn je, aber inzwischen stand in jeder Älterenrunde das Thema Parzelle auf der Liste und uns allen graute es vor diesem Abschnitt der Älterenrunde.
Wir mussten nicht nur die Parzelle von Unkraut und Brombeeren befreien sondern auch einen Trinkwasseranschluss aufbauen und abklären, dass wir Strom bekommen. Nur leider hatte Claas in einer der ersten Wochen zu energisch eine Brombeerwurzel ausgegraben und gleichzeitig ein Stromkabel durchtrennt. Wir probierten dieses Problem zu beheben, aber sowohl der Stromanbieter und der Elektriker als auch der Parzellenverein waren nicht sonderlich kooperativ. Ein Sommergewitter hatte nicht nur einige Äste und Bäume umgeweht sondern auch unseren Fahnenmast. Wir waren alle sehr erleichtert, dass dieser nicht auf unser Haus gefallen ist. Wir fanden es auch sehr ironisch, dass an dem Haus ein Schild mit “Garten Eden” hing. Wir waren nämlich nicht der Meinung. Im Herbst und Winter bildete sich ein See auf unserer Parzelle, da das Regenwasser nicht abfließen konnte. Dies hatte aber auch Vorteile, da wir nun zwei Enten als Haustiere hatten. Im Februar fingen wir wieder an zu arbeiten und bereits auf dem Hinweg erlitt Mirija einen prägenden Fahrradunfall. Wir probierten den gesamten Holzmüll vom Boden zusammenzuharken und in Gartensäcke zu tun. Dies probierten wir indem wir alles in einen Sack stopften und Anouk daraufhin in dem Sack hin und her sprung, damit die Stöcker weiter nach unten sackten um mehr Platz zu schaffen. Anouks Fuß verharkte sich und sie knickte daraufhin um. Der gesamte Boden war nun Brombeer und Unkrautfrei und war generell sehr braun, was ein Fortschritt war. Doch dann kam Corona... Für unsere Parzelle allerdings war dies ein Vorteil. Wir konnten in Kleingruppen unter Einhaltung des Mindestabstandes dort arbeiten und kamen super schnell voran und machten mega viel Fortschritt.
Schon nach wenigen Wochen waren wir so weit, dass wir frischen Mutterboden austeilen konnten und Rasen ansähen konnten. Die Wochen vergingen wie im Flug und plötzlich hatten wir Rasen, einen gepflasterten Weg und eine gepflasterte Terrasse, eine vernünftige Feuerstelle und ein Gemüsebeet. Nun müssen wir nur noch warten bis das Gras ausreichend gewachsen ist um dort ein Zelt aufzubauen. Jedoch mussten wir noch das Haus auf Vordermann bringen. Wir beschlossen zuerst alle Möbel herauszuräumen und dann alles wegzuschmeißen, was wir nicht mehr brauchen würden. Die Müllbeutel füllten sich sehr schnell, da anscheinend viel unbrauchbares in der Hütte war. Unter anderem viele kaputte Gläser, alte Wanderschuhe und eine nicht normale Menge von Handschuhen. Beim Ausräumen fiel uns auf, dass wir ein Loch in der Wand hatten, da sich dort Mäuse durch die Wand gefressen haben. Rund um das Loch herum waren die Bretter morsch und knackten, wenn man darauf steht. Wir rissen den ekeligen, staubigen, klebrigen Teppich heraus und machten Bekanntschaft mit einigen überdimensional großen Spinnen. Wir wollten nicht nur ein seltsam aussehendes Sofa wegschmeißen, sondern auch einen Kühlschrank in dem sich komische braune Flecken befanden. Als wir den Kühlschrank heraustrugen fiel uns auf, dass der Kühlschrank von hinten als Mäusenest fungierte. Dort waren viele Kabel durchgeknabbert und der Boden des Kühlschranks war mit Heu und tierischen Ausscheidungen übersäht. Wir waren alle sehr geschockt aber mussten dennoch sehr lachen. Daraufhin mussten wir das gesamte Haus von Spinnenweben befreien und es wieder neu einrichten. Mittlerweile haben wir eine Wasseruhr organisiert bekommen und deswegen erstmals fließend Wasser auf der Parzelle und der Strom funktioniert wieder, da das Erdkabel ausgetauscht wurde. Nun ist und bleibt unser einziges Problem die nicht vorhandene Toilette. Es gibt zwar ein kleines Häuschen mit einer Toilette drin, aber wir haben alle zu viel Angst die Tür zu öffnen. Schlussendlich war es ein langer Weg, dass die Parzelle jetzt so aussieht, wie sie aussieht, aber es hat sich definitiv gelohnt. Wir hatten schon einige schöne Grillabende als Sippen- und Stammesaktionen dort und freuen uns auf weitere :)
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